Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn
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"Der Circle" von Dave Eggers

covercircleEin Job beim Circle ist jedermanns Traum. So auch der der jungen Mae Holland. Sie ergatterte durch ihre beste Freundin Annie einen Job beim hochgeachteten Privatunternehmen und entkam so dem Trott der Kleinstadt. Der Circle, dessen Campus beinahe so groß ist wie die Stadt, die ihn umgibt, bietet in dutzenden Gebäuden und Gärten alles, was das Herz begehrt: Fitnessstudios, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung samt unternehmensinterner Versicherung, exotisches Essen, Kino, sogar wunderschöne Übernachtungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter und jeden Abend mehrere Events. Und das alles kostenfrei.

Es lohnt sich de facto nicht, nach der Arbeit nach Hause zu gehen. Auch ist jede Arbeit, egal wie klein und unwichtig sie erscheint, wichtig für die Community. GEMEINSCHAFT wird großgeschrieben. Es gibt keine Geheimnisse in der Circle-Community. Alles wird über die Social-Media des Circle geteilt: Vorlieben, Abneigungen, besuchte Events...

Mae ist begeistert, der Leser genauso. Wieso gibt es solche Unternehmen nicht bei uns?

Von seicht zu nervenaufreibend. Das Buch scheint anfangs eher langatmig, hat aber mehr zu bieten, als man zuvor denken könnte. Zu Beginn wird der Leser mit Informationen über das Unternehmen und Maes Arbeit im CE (Costumer Experience), über neueste technische Geräte und das Leben der Protagonistin überhäuft, was das Lesen zunächst eher mühsam gestaltet. Doch wer nicht aufgibt, wird belohnt. Sobald der Informationsschwall überwunden wurde, kann man das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Denn je weiter man liest, desto merkwürdiger scheinen einige Situationen. Die Stimmung scheint langsam aber sicher zu kippen.

Dies fängt bei einem Streitgespräch auf Grund eines verpassten Events für Portugal-Fans an und steigert sich zu einem psychologischen Gutachten wegen zu geringer Partizipation, da die Protagonistin nach getaner Arbeit immer den Campus verlässt. Ihre anfängliche Begeisterung weicht dem Misstrauen. Dennoch scheint der Leser damit alleine zu sein, denn Mae fühlt sich schuldig und arbeitet Tag und Nacht um ihre Arbeits-und Partizipations-Ratings zu steigern. Immer, wenn sie eine Hürde geschafft hat, wird sie von einem Glücksgefühl durchströmt, wenn sie jedoch nicht arbeitet, scheint sie in eine Art Loch zu fallen.

Als dann die Verwirklichung der "absoluten Transparenz" (ein Mensch dokumentiert mit einer Kamera, die sich an seinem Körper befindet, sein Leben, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche) durchgeführt werden soll, wird dem Leser klar, dass die angesteuerten Ziele des Circle nicht vertretbar sind.

Ein Schlag ins Gesicht für beinahe jeden Social-Media Nutzer! Die Geschichte, die mit einer Protagonistin daherkommt, mit deren anfänglicher Einstellung sich ein jeder identifizieren kann, hat einige gute Wendungen auf Lager, von der leider eine sehr leicht zu erahnen war. Nachdem sich Mae in den Circle ein-gefunden hat, möchte man sie zwar einige Male kräftig schütteln, um ihr die Augen zu öffnen, dennoch muss sich der Leser fragen, wie er sich in derselben Situation verhalten würde.

Wenn es auf das Ende hingeht, wird das Lesen zur Qual. Nicht, weil das Buch dann schlecht wird, nein. Sondern weil es genau das Ende ist, das man nicht lesen möchte, weil es uns genau das vor Augen führt, was wir nicht wissen wollen.

Das Buch lässt den Leser mit einer quälenden Frage zurück: Wie viel Kontrolle hat Social-Media schon über mich?

Mara Ziener, Q12

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